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Das Sommerhaus


Ein Sommerhaus am Strand.

Dort war es, wo ich dich fand.

Du seltener Stein.

Du wundersamer Kristall.

Du maskengleicher Schatten

auf all den Körnern.

Deine Dornen waren so fein,

dass ich dir verfiel,

mir in deiner spektralen

Reflexion gefiel,

in deine spitzen Kanten fiel.


Eine Palme im Nirgendwo,

ihre Früchte kalt und roh,

schmeckten mir im roten Schein.

In unserem Sein,

irgendwo im Nirgendwo,

hören Vögel Steine singen

und Menschen krebsende

Scheren klingen.


Ich nahm dich an die Hand

und schnitt sie mir beide auf,

legte Palmenblätter drauf,

flüsterte leise in deinen Lauf:

„Gib’s auf, ich habe

dich für immer.“


„Was ist ,immer’?“,

fragtest du mich,

mein kleiner Stein.

Ich sagte: „,Immer’ ist ein Wort,

bei dem die Kolibris

anfangen zu weinen.

,Immer’ ist Anfang

und Ende

in einem.

,Immer’ ist Blut

in klarem Wasser

verteilen

bis es nicht mehr ist,

bis man es vergisst,

bis der Revolver

seine Kugeln frisst.“



„Ich will kein Immer,

ich will kein Jetzt!

Mein Herz ist weg

und sein Platz ist besetzt!

Ich will sonnige Wärme in der Nacht,

zarte Tautropfen am Nachmittag!

Ich will, dass kein Meer an mir nagt

und Sonne und Mond

miteinander tanzen sehen!“,

hörte ich deine Stimme wehen.


Rasender Wind vom

Meer gekommen,

rote Rinnsale auf meinem

Körper verschwommen,

starke Worte von einem

Diamanten vernommen

können mir nichts tun

an meinem Palmenstrand,

an dem ich dich fand.






Wirbelstürme meines Geists

warten still – vereist,

stehen still – entgleist,

rufen mich still herbei:

„Komm zurück, schöne Frau!

An deinem Herzen sehen wir Tau,

deine Stimme ist nicht mehr rau,

lass ihn fallen!

Dein Stein ist grau!“


Ob ich euch vertrau’?

Welche Sicherheit hat mein Bau?

Denn mein Blut,

das hat kein Wasser mehr.

Und mein Atem,

der ist so leer.

Mein Revolver,

der hat keine Wehr

und die Luft von leeren Läufen

ist so schwer.

Wie ein Fels

im tobenden Meer.



Aber wer sagt wer?

Wer sagt wer ist leer

vom rastlosen Meer?

Mein Blut ist mit

den Gezeiten weg.

Die weite Flur

hat der Sonne und

Mondes Liebesnacht

entdeckt.

Deren Uhr hatte mein Herz

die ganze Zeit

versteckt.


Leidende Einsamkeit

im Schatten der

Palmenblätter ertränkt

und eine Seele heilt

zutiefst gekränkt

von schießenden Handlungen

ohne klare Umrandungen

eines Steins, der mal sticht

und sich funkelnd rächt.


Eine große Illusion bist auch du,

mein sonderbarster Fund.

Du kommst zur Ruh’,

liegst in rot

leuchtenden Händen,

schaust zu zwei Wesen:

Die tanzen im Verbund.

Bei der türkisfarbenen See,

dem einstigen Diamanten

und der einsamen Palme im Nirgendwo:

Da ist jede Liebe roh.

Da sterben tausend Herzen

einfach so.

Da brennt ein Ozean

lichterloh.


Ein neuer Ozean

zwischen dir und mir

brennt und das Licht,

das leuchtet mir hier.

Ich sterbe lebend,

tauche ein in

Flammen und See;

mein neuer Weg,

den ich fühlend geh’.




(Dieses Gedicht ist ein Auszug aus dem Gedichtband "Goldklingeln. Gedichte & Texte", erschienen bei Book on Demand im Januar 2023, 9,99 € © Manou Fines)

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