Ich wollte immer stark sein,
wusste nicht, was Schwäche ist;
dass man sie nicht an den Tränen,
sondern an der Ohnmacht misst.
Der Schnee, die Trümmer,
das Blut und der Schmerz
beißen in unserem
gebrochenen Herz.
Meinen Kindern geht es gut:
sie sind gesund und zeigen Mut.
Eure sind tot oder benommen-
jede Hilfe zu spät gekommen.
Der Vater schreit nach Gott -
so sehr birst das Leid.
Die Mutter erfriert unter Steinen,
ihr blaues Baby nicht weit.
Wir wollen spenden, wir wollen hin,
schäme mich für die, die ich bin.
Denn gehöre ich nicht auch zur Gier?
Korruption, Missbrauch, Inflation,
die Grammys singen: "Lieben wir!"
Industrielle vergiften ohne Strafe,
Politiker folgen wie die Schafe:
Wir sind die Geiseln der Demokratie,
twittern und twerken in neuer Manie.
Brüder, Schwestern in Syrien und der Türkei,
es zerreißt mir das Herz: Nichts ist vorbei !
Die Erde bebt und die Bomben krachen,
doch die Reichen wollen hoch hinaus !
Ihre Zähne aus Gold zum freudig Lachen,
denn Europa steht zum Ausverkauf !
Ich wollte immer stark sein,
wusste nicht, was Schwäche ist;
dass man sie nicht an den Tränen,
sondern an der Ohnmacht misst.
Noch hallen die freudigen "Allah Akhbar !",
wenn ein Mensch geborgen.
Schon hinterlässt der Countdown des Lebens
große Sorgen:
Das Beben ist Vergangenheit,
in Trümmern keine Sicherheit.
Hier hilft humanitarian aid,
wenn auf die Feuerstelle Regen fällt.
Meine Sprache in diesem Gedicht
versteht ihr leider nicht.
Ihr hungert, friert und seid durchfurcht,
betet, weil es euch beruhigt.
Auch mir ist es fremd, euer Land,
doch spüre ich unser Band;
schicke euch meinen Engel jede Nacht,
dass auch er über euch wacht,
seine Liebe neue Stärke entfacht.
Ich schicke euch meinen Engel,
mehr kann ich nicht tun,
schreibe diese Zeilen
und lass' den Tag ruh'n.
Ich wollte immer stark sein,
wusste nicht, was Schwäche ist;
dass man sie nicht an den Tränen,
sondern an der Ohnmacht misst.
Küsse die Geretteten und ehre eure Toten.
Halten wir einander: Starre ist Verboten.
Halten wir uns fest zum Heilen der Wunden.
Mögen unsere Kinder den Frieden bekunden.
Halten wir einander in den Folgejahren,
nichts darf euch mehr erschüttern,
keine Erinnerung euer Herz verbittern.
Halten wir uns fest in den Folgejahren,
wenn wir uns gegenseitig besuchen fahren.
Halten wir einander in Gedenken an die Toten
und schauen wir den Hunden auf die Pfoten.
© Manou Fines
Comments