
Mein Mondkind.
Dünne, bleiche Haut
und roter Mund
aus zerbrechlichem
Grund.
Verwandter,
der die nächtliche
Blässe kennt,
den keine Sonne
wärmen kann,
den man als weißen
Stern im Schwarz
erkennt.
Du bist mein Mondmann.
Mein Mondsohn,
deine edle Haut
unter braunen Flecken,
die das Pulsieren
der Adern bedecken.
Alle Farben können
verstecken.
Mein Bruder des Bedürfnisses,
die Blässe ist uns gewiss,
und die dunklen Ränder
unter den strahlenden Augen;
die Faszination der Anderen,
wenn sie unseren
Gesang vernehmen. -
Wann darf ich meinen
Mann mitnehmen?

Komm mit mir geschwind!
Du hast sonst keine Schwester!
Wir sind aus einem Holz,
wir sind aus einem Stern,
wir sind ganz gewiss vom Mond!
Wer dort noch so wohnt?
Haben wir noch mehr Brüder
und Schwestern?
Oder sehen wir Gespenster?
Wer steht nachts mit glühenden
Augen am Fenster?
Wir reflektieren und scheinen,
lachen still und seufzen laut.
Wärme haben wir keine,
nur ein einsames Herz,
das unter keiner Sonne taut.
Wir haben ein Herz,
Mondbruder.
Wir kennen Liebe,
wir brauchen keine
anderen Augenpaare,
die an uns haften.
Wir brauchen keine
Gestalten, die wie Haare
unsere Haut umgarnen.
Wir brauchen keine
geliehenen Tage und
gebrauchten Lieben.
Du hast ein Herz, Bruder.

Ich bin weiß und habe
keine Farbe.
Ich bin alleine und habe
keine Liebe.
Ich lebe am Tag und habe
keinen Mondvater.
Ich sehne mich nach
meinem Mondvater,
nach dem Mann,
der uns sandte
unter seiner
Liebe zu leben,
uns einst zu seiner
Sonne schickte.
Mondbruder, wann?
Wann kehren wir zurück?
Wer hat unsere Welt verrückt?
Keine Sonne kann uns lieben,
kein Strahlen kann uns wärmen,
unser Geschrei ewig lärmen.

Mondvater! Erlöse deine Kinder,
erzwinge den Heiligen Frieden
und nimm uns zu dir zurück!
Keiner hier bringt uns Glück.
Wir sind Silhouetten und Schatten
und haben Augen, die ermatten
bei all den trägen Gesprächen
und vorsichtigen Konversationen.
Wer will auf der Erde wohnen?
Mondbruder, fasse den Mut
und sprich mich endlich an.
Ich bin es, die dich nach Hause
bringen kann.
Ich werde es tun,
so schnell ich kann.
Werde heute noch mein Mann.
Weiß wie Schnee, rot wie Blut
Und schwarz wie Erz.
Komm zu mir.
Küsse meinen Seelenschmerz,
und halte unser gläsernes Herz
für ein Wir.
2007. © Manou Fines